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unser Rumpal auf dem Hof der neuen Sammlunngsbehausung |
Eine neue, günstigere Konstruktion musste her. Janeček engagierte den englischen Konstrukteur und Rennfahrer G.W.Patchett. Ein neues, leichtes Motorrad mit einem Villiers 175 ccm Zweitaktmotor wurde 1932 vorgestellt. "Marketing" hat es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben, aber genau dieses Prinzip hat Janeček mit dem neuem Modell verfolgt und hat damit Erfolg gehabt. Das Motorrad wurde unter 5.000 Kronen verkauft und hat den Motorradmarkt maßgeblich beeinflusst. Die Maschine wurde in den kommenden Jahren öfters modifiziert und verbessert. Angeboten wurde es als Volks- und Spezialmodell, welches mehr Chrom und bessere Ausstattung hatte. Von dem 175 ccm Model wurden mehr als 25.000 Stück gebaut. Eine Jawa 175 Villiers haben wir 1995 in Holland gefunden und gekauft.
Unsere erste Jawa 175 ist ein Baujahr 1938. Ich habe sie 1978 aus erster Hand gekauft. Die Maschine wurde in "Svět Motorů" angeboten. Ich habe ein Telegramm an den Inserenten, Professor Kristin Doubrava mit dem Text "komme morgen früh, um das Motorrad zu kaufen" geschickt. Mit meinem Freund Milan sind wir dann ohne eine Zusage über Nacht nach Beroun gefahren, um als erste da zu sein. Als wir um 6 in der Früh angekommen sind, wollten wir noch nicht klingen, also blieben wir vor dem Haus des Professors im Auto sitzen und warteten. Um halb neun haben wir dann doch geklingelt. Frau Doubravová hat uns geöffnet und hat sich nur gewundert was wir denn da eigentlich wollten. Als der Professor kam, haben wir ihm erklärt, dass wir auf seine Anzeige hin das Telegramm geschickt hatten und deswegen jetzt da seien, um das Motorrad zu kaufen. In dem Moment hat es wieder geklingelt und der Telegrammbote hat unser gestern aufgegebenes Telegramm gebracht. Alles hat sich also geklärt und jetzt ging's ans Verhandeln. Der Professor wollte sein, im Schlafzimmer abgestelltes Motorrad, eigentlich gar nicht wirklich verkaufen. Er hat uns die ganze Geschichte erzählt, wie er die Maschine 1938 gekauft hat, wir er sie dann vor den Besatzern verstecken musste, wie dann nach dem Krieg keine Reifen zu haben waren und wie er jetzt schon zu alt sei, um sie noch weiter fahren zu können. Bis Mittag waren wir dann soweit, dass wir die Maschine aus dem Schlafzimmer geholt haben, damit er sie noch einmal fahren könne. Milan holte einen Kanister Benzin und ich habe erstmals nach langer Zeit den Vergaser und die Zündung sauber gemacht und neu eingestellt. Es war unglaublich, die Maschine, die schon mindestens 20 Jahre im Schlafzimmer stand lief auf Anhieb. Ich habe versprochen, dass ich mich um das Motorrad gut kümmern werde und dass ich ihn zu einer Rallye einladen werde, wenn seine Jawa teilnehmen würde. Mein Wort habe ich gehalten, im September 1978 habe ich mit der 175-er den dritten Platz bei Zbraslav-Jílovistě gewonnen. Herr Professor Doubrava war sehr glücklich und fast zu Tränen gerührt. Die Originalrechnung und alle anderen Unterlagen habe ich auch alle bekommen.
das muss ich noch fotografieren |
das muss ich noch fotografieren |
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Die Entwicklung bei Jawa ging zügig weiter:
1934 hat Jawa ein neues Modell, die 350 SV vorgestellt. Wieder mit einem Pressrahmen und einer Pressgabel, separatem 3-Gang Getriebe war das Motorrad mit seinen 11 PS eine ausgewachsene Reisemaschine. Mit diesem Modell begann auch meine Motorradleidenschaft, und das eigentlich mehr durch einen Zufall: Eines Tages kam mein Freund Peter Kraut, der leider nicht mehr unter uns weilt, und berichtet von einer Jawa 350 SV, die ganz billig zu haben sei. Er war überzeugt, dass ich diese brauchen würde. Ich hatte zwar einen Motorradführerschein aber so richtig Motorrad gefahren war ich noch nicht. Peter meinte, das wäre halb so schlimm und ich würde die Maschine sicher brauchen. Ein paar Tage darauf kam er dann mit seinem Auto und lud ein Haufen Motorrad aus dem Kofferraum. Die Maschine war aus erster Hand und sehr komplett. Peter hatte die Gabel und das Hinterrad abmontiert damit das Motorrad in seinen Škoda passte. Ganze 300 Kronen habe ich damals bezahlt, das war wirklich nicht viel. Das war 1976. Die Maschine musste komplett restauriert werden, das war klar. Auseinander gebaut war sie relativ schnell, das renovieren und zusammenbauen dauerte doch etwas länger. Bei Peter Stahl im Keller haben wir die Arbeiten durchgezogen, Elena hat zwischen den Stillterminen mit David intensiv mitgearbeitet. Wir haben geputzt, geschmirgelt, poliert, grundiert, lackiert, verchromen lassen, angepasst, Lager eingebaut usw. Der Motor hat nur neue Lager bekommen, sonst blieb er wie er war. Neue Verkabelung und neue Bowdenzüge haben wir auch eingebaut. Das dauerte etwas über ein Jahr und Ende 1976 waren wir dann soweit fertig. Ab 1977 habe ich mit der Jawa 350 SV auf Rallyes und Treffen teilgenommen.
das muss ich noch fotografieren |
das muss ich noch fotografieren |
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Der 350 SV folgte 1935 eine neue
Zweitaktmaschine, die 250 ccm, die wieder, wie bei der 175 ccm in zwei
Versionen angeboten wurde: Volks- und Spezial- Modell.
In meiner Sammlung ist
eine Jawa 250 ccm Bj. 1935 und eine aus 1938. Die ältere Maschine ist aus
der ersten 500 St Serie, die noch zwei Schwungräder hat und von
manchen Sammlern als der "Bergtyp" genannt wird. Dieser Motor wurde nur ca.
500 mal gebaut danach hatte die 250 ccm ähnlich wie die 250ccm nur noch ein
Schwungrad. Der Motor hatte jetzt die Umkehrspülung nach Dr. Schnürle, die
zu dem Zeitpunkt nicht mehr patentgeschützt war. Janeček
hatte trotzdem die Lizenzgebühr an Dr. Schnürle bezahlt. Auch die 350
ccm Viertaktmaschine wurde weiterentwickelt und so kam das Model 350 OHV
noch im Jahr 1935 auf dem Markt.
Unsere 350 OHV habe ich erst Mitte der 90-er Jahre gefunden und gekauft. In
der Tschechoslowakei gab es eine Steuerbefreite Klasse für Fahrräder mit
Hilfsmotor bis 100 ccm. Für diesen Markt hat Jawa in 1937 das Model
Robot vorgestellt. Ein kleiner 98 ccm Motor mit 3-Gang Getriebe im Block hat
diese sehr erfolgreiche Maschine angetrieben. In der ersten Serie war Robot
noch ohne Drehgasgriff geliefert. Unser Robot wartet noch auf seine
Komplettierung (und das seit Jahren schon). Das letzte Vorkriegsmodel ist
die Jawa 250 ccm Duplex-Block die in 1939 vorgestellt wurde. Sehr innovativ
war der Primärantrieb mit einer doppelten (duplex) Kette und die
Unterbringung des Getriebes im gemeinsamen Motorblock. Unsere Jawa Duplex
ist von 1941 und Ester fährt sie gerne aus.
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unsere Jawa 250 ccm Duplex-Block von 1941 |